Die gute Form 2019 - Auszeichnungen für hervorragende Gesellenstücke


Alle Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbs

Die unabhängige Jury wird jedes Jahr neu zusammengesetzt und besteht aus Menschen, die eine besondere Beziehung zu Handwerk und Gestaltung haben und durch Beruf und Tätigkeit in ihrer Urteilsfähigkeit anerkannt sind. Sie achten bei der Bewertung vor allem auf die Punkte Originalität, technische und Gestaltungsqualität, Modernität und Funktionalität.

In diesem Jahr bestand die Jury aus den Jurymitgliedern:

  • Brigitta Ehlers-Staack
    Tischlerin und Innenarchitektin aus Hamburg
  • Heinz Fink
    Schreiner und Redakteur der Fachzeitschrift bm
  • Martin Kittelmann
    Tischlermeister und Inhaber der Tischlerei DreamWood GmbH aus Lehrte
  • Sabine Ossenkopp
    Tischlerin und Architektin, Ossenkopp Bau- und Möbeltischlerei, Hildesheim
  • Peter Stoschus
    Leiter Handwerksform der Handwerkskammer Hannover

Jurytext:

Der Jury gefällt die Materialauswahl aus der alten Eiche, Stahl und MDF. Wunderbar ist, dass das Alter der alten Eiche, die aus der Scheune des Ururgroßvaters stammt, her-vorgehoben und nicht verändert wurde. Die Proportionen sind harmonisch  und doch außergewöhnlich im Format mit den 6 Türen.

Die grifflosen Türen und das leicht wirkende Untergestell lassen das Sideboard trotz seiner Größe schwerelos wirken. Dadurch, dass sich auf der Rückseite die Aufteilung der Fronten wiederfindet, eignet sich das Möbel auch als Raumteiler und hat somit eine zweite Nutzungs-Möglichkeit. Das Gestell aus Schwarzstahl nimmt die Fugen konsequent auf und betont die Gleichmäßigkeit der Gestaltung. Ein wunderbares Sideboard, welches alle Kriterien der Guten Form erfüllt.

Jurytext:

Der "Gentleman's Butler" ist originell und pfiffig und erfüllt alle Kriterien des Gestaltungswettbewerbs. Das Möbel hat eine außergewöhnliche Formgebung und steht wie eine Skulptur im Raum. Die Schubkastenführung ist toll gelöst und wirkt als gestalterisches Element. Die Rolläden sind sehr komplex zu fertigen und laufen super. Die Form folgt der Funktion, dies ist schon ein besonderer Schwierigkeitsgrad. Die Rundungen der Rolläden werden im Gestell wieder aufgenommen. Auch ist ein traditionelles Holz – Nussbaum – auf moderne Weise verarbeitet. Ein sehr gelungenes Möbel.

Jurytext:

Die Leichtigkeit des Schreibtisches überzeugt. Die Raffinesse offenbart sich erst auf den 2. Blick. Kleine Details und Akzente, wie die Holzkombination aus Esche und Nussbaum, sind gestalterische Highlights. Jede Funktion des Tisches erklärt sich dem Kenner von selbst. Die Anforderung des Prüfungsausschusses, wie ein bewegliches Teil ist schön umgesetzt mit dem versteckten Geheimfach im Schubkasten. Die Gestaltung ist leise und zurückhaltend. Man kann dem Schreibtisch nichts  mehr hinzufügen, er ist „fertig“.  Ein wunderschönes Möbel.

Jurytext:

Die Konstruktion und die handwerkliche Ausführung zeugen von höchstem handwerklichen Können. Das interessante Untergestell bekommt durch die Überlappung Festigkeit. Die traditionellen Holzverbindungen sind hier modern interpretiert. Der Zeichentisch hat klare Linien und stimmige Proportionen. Er hat pfiffige Details wie die Stopperleiste. Toll ist auch die Reduktion auf nur 2 Materialien. Ein wunderbarer Tisch für alle Gestalter. 

Jurytext:

Korpus, Klappe, Schubkasten - fertig ist der Sekretär. Weniger geht nicht – und es reicht völlig aus, um einen tollen Schreibplatz zu produzieren. Gleichzeitig finden wir hier einen hohen Schwierigkeitsgrad mit den schrägen Fronten und dem konischen Schubkasten. Schön fand die Jury auch die Lösung mit den Klappenhaltern aus Lederriemen. Es ist eine mutige aber gleichzeitig simple Konstruktion. Auch die Arretierung der Riemen im Holz ist gestalterisch und konstruktiv toll gelöst. Die Klappenhalter sind gleichzeitig ein schmückendes Element. Der Sekretär könnte in seiner Form in jeder Holzart gefertigt sein und würde durch seine Gestaltung die gleiche Wirkung erzielen.

 

Während der infa vom 12. bis 20. Oktober hatten die Besucher die Möglichkeit, ihr ganz persönliches Lieblingsstück zu wählen. Gewonnen hat Esther von Beauvais, ausgebildet bei Bobek Innenaus- und Möbelbau, Bassum, sie erhielt die meisten Publikumsstimmen.


Simon zeigt uns einige Gesellenstücke aus dem Tischlerhandwerk auf der infa 2019. Er gibt einen Einblick in die handwerkliche Arbeit und die Vielseitigkeit der Stücke.


Hintergrund

Der Wettbewerb „Die Gute Form – Tischler gestalten ihr Gesellenstück“ verfolgt das Ziel, den Stellenwert, den Gestaltung im Tischlerhandwerk hat, stärker ins Blickfeld zu rücken. Angehende Tischler sollen angeregt werden, über zeitgemäße Formgebung und gestalterische Fragen nachzudenken.

Um auch die Öffentlichkeit auf die kreativen Fähigkeiten des Tischlerhandwerks aufmerksam zu machen, wird die Ausstellung zur „Guten Form“ einem breiten Publikum präsentiert. Eine Fachjury prämiert die Gesellenstücke, welche Ästhetik, Funktion und Konstruktion vorbildlich verbinden und formal dem heutigen Zeitgeschmack entsprechen.